Für Positionsbeobachtungen von Kleinplaneten und Kometen ist das Minor Planet Center (MPC) in den USA zuständig. Die nachfolgende Zusammenstellung beschreibt, wie Positionsbeobachtungen an das MPC weitergeleitet werden sollten. Das hier anzuwendende Format wird als MPC-Format bezeichnet.
Objektbezeichnung: 06488 (Drebach) Instrument: 180/1600 mm Ref. + CCD - Kamera (ST - 6) Datum der Beobachtung: 05.04.1994 Zeit der Beobachtung: 19h54m41s UT (0.82964d) Rektaszension des Objekts: 15h17m21.097s Deklination des Objekts: -02°08'29.12" Helligkeit: 17.5m Beobachtungsstation (Code): Volkssternwarte Drebach (113) Umsetzung ins MPC-Format: Spalte 10 20 30 40 50 60 70 80 12345678901234567890123456789012345678901234567890123456789012345678901234567890 06488 C1994 04 05.82964 15 17 21.10 -02 08 29.1 17.5 R 113 Bedeutung der Spalten: 01 - 12 Bezeichnung eines Kleinplaneten / Kometen (genauere Angaben im Text). 13 - 13 Ein "*" steht hier bei eine Entdeckungsbeobachtung. 14 - 14 Bemerkung zur Aufnahme (siehe Tabelle 1) oder Zahl für verschiedene Beobachtungsprogramme an einem Beobachtungsort. 15 - 15 Art der Beobachtung: Leer - Fotografie, C - CCD, E - Encoder, M - Mikrometer, T - Meridan oder Transitkreis. Bei Umwandlung von B1950.0 auf J2000.0 sollte hier ein "A" stehen. 16 - 19 Jahr der Beobachtung (UTC) 20 - 20 Leer 21 - 22 Monat der Beobachtung (UTC) 23 - 23 Leer 24 - 32 Tag der Beobachtung (UTC)(siehe Text) 33 - 34 Stunde der Rektaszension (J2000.0) 35 - 35 Leer 36 - 37 Minute der Rektaszension (J2000.0) 38 - 38 Leer 39 - 44 Sekunde der Rektaszension (J2000.0)(siehe Text) 45 - 45 Vorzeichen Deklination (J2000.0) 46 - 47 Grade Deklination (J2000.0) 48 - 48 Leer 49 - 50 Bogenminuten Deklination (J2000.0) 51 - 51 Leer 52 - 56 Bogensekunden Deklination (J2000.0)(siehe Text) 57 - 65 Leer 66 - 70 Helligkeit, bei ungenauen nur "I2" von Spalte 66-67 (siehe Text) 71 - 71 Helligkeitsart: T - Gesamthelligkeit (Kometen), N - Kern- Helligkeit (Kometen), V - visuelle Helligkeit, B - fotografische Helligkeit, R - rechnerische Helligkeit (siehe Text) 72 - 77 Leer 78 - 80 Stationscode der IAU.
Numerierte Kleinplaneten werden durch eine fünfstellige Zahl in den Spalten 1-5 angegeben (siehe unteres Beispiel). Der Name des Kleinplaneten wird nicht angegeben.
1. 5. (Spalte) | | 00001 = (1) Ceres 00374 = (374) Burgundia 04960 = (4960) 4657 P-L 10000 = (10000) Decachiliad
Bei nicht numerierten Kleinplaneten wird ihre vorläufige Bezeichnung in den Spalten 6-12 angegeben (siehe unteres Beispiel). In Spalte 6 steht die Jahrhundertzahl: I = 18., J = 19.,K = 20. usw. In den Spalten 7 - 8 wird die restliche Jahreszahl angegeben. Die verbleibende vorläufige Bezeichnung des Objekts (mit Buchstaben und Zahlen) wird in den Spalten 9 - 12 angegeben.
6. 12. (Spalte) | | J95X00A = 1995 XA (sehr wichtig ist die Null in Spalte 10 und 11) J90H04V = 1990 HV4 (sehr wichtig ist die Null in Spalte 10) J81E49T = 1981 ET49 K99AJ3Z = 2099 AZ193 (fünftes Zeichen J = 19) J24Y00E = A924 YE (vor 1925 wird "A" statt "1" angegeben) I73O00A = A873 OA
Vier spezielle Vermessungsprogramme (sog. Surveys) wurden in den Jahren 1960-1977 durchgeführt. Es handelt sich dabei um folgende Programme:
P-L Palomar-Leiden (1960) T-1 Erstes Trojaner Vermessungsprogramm (1971) T-2 Zweites Trojaner Vermessungsprogramm (1973) T-3 Drittes Trojaner Vermessungsprogramm (1977)
Bei nicht numerierten Kleinplaneten dieser Vermessungsprogramme wird die sogenannte Surveybezeichnung in den Spalten 6 - 8 (PLS, T1S, T2S, T3S) angegeben. Das S in Spalte 8 steht für Survey. Die restlichen Nummer werden in den Spalten 9 - 12 angegeben (siehe unteres Beispiel).
6. 12. (Spalte) | | PLS2040 = 2040 P-L T1S3138 = 3138 T-1 T2S1010 = 1010 T-2 T3S4104 = 4104 T-3
Die Kometenbezeichnungen wurden nach MPC 23803-23804 wie folgt festgelegt. Man unterscheidet bei der Bezeichnung periodische Kometen und Kometen mit provisorischen Bezeichnungen. Für die Bezeichnungen werden wie bei den Kleinplaneten die Spalten 1 - 12 genutzt. Die Spalten 1 - 4 sind für periodische Kometen gedacht. In Spalte 5 kommt ein Buchstabenkürzel, daß die Umlaufbahn eines Kometen kennzeichnet.
C - langperiodischer Komet, P - kurzperiodischer Komet, X - wenn man keine Angaben dazu hat oder wenn der Bahntyp nicht bekannt ist, A - bei einem Kleinplaneten der fälschlicherweise eine Kometenbezeichnung bekam. 1. 4.(Spalte) | | 0001 = 1P - periodischer Komet P/Halley 0003 = 3P - periodischer Komet P/Biela 0116 = 116P - periodischer Komet P/Wild 4
Die Spalten 6 - 12 kennzeichnen die provisorische Bezeichnung eines Kometen. In Spalte 6 steht die Jahrhundertzahl: I = 18., J = 19., K = 20. usw. In den Spalten 7 - 8 wird die restliche Jahreszahl angegeben. Die verbleibende vorläufige Bezeichnung des Objekts (mit Buchstaben und Zahlen) wird in den Spalten 9 - 12 angegeben. In der Spalte 12 steht im allgemeinen eine Null. Ausnahmen machen hier zertrümmerte Kometen. Hier wird die Bezeichnung des Trümmerstücks (Buchstabenkürzel in Kleinschreibweise) in Spalte 12 eingetragen.
6. 12. (Spalte) | | J95A010 = 1995 A1 (sehr wichtig ist die Null in Spalte 10 und 12) J94P01b = 1994 P1-B (Bezeichnung des Kometentrümmerstücks B von 1994 P1) J94P010 = 1994 P1 (Bezeichnung des zertrümmerten Kometen 1994 P1)
Bei Neuentdeckungen sollte der Beobachter eine eigene vorläufige Bezeichnung wählen. Diese
muss in Spalte 6 beginnen, darf aber nicht mehr als sechs Zeichen haben (Spalte 12 muß leer
sein). Für die Beschreibung dürfen nur die zum ASCII-Code 47-90 gehörenden
Zeichen (Zahlen, Großbuchstaben und Symbole) verwendet werden.
Für die vorläufige Bezeichnung von Kleinplaneten sollte eine Serie von einem bis zu vier
Grossbuchstaben gefolgt von Nummern verwendet werden. Wenn mehr als ein Beobachter in
Verbindung mit einem Beobachtungsprogramm beteiligt war, ist es erforderlich diese
verschiedenen Beobachter zu spezifizieren. Dies sollte man unter Verwendung eines
Buchstabens tun. Solche Bezeichnungen können sogar später wieder verwendet werden. Dies
sollte aber erst getan werden, wenn die Objekte im Minor Planet Center numeriert sind.
6. 12. (Spalte) | | LeKa001 = Beispiel einer vorläufigen Bezeichnung bei Neuentdeckungen
Wenn man sich sicher ist, daß man ein neues Objekt gefunden hat, muss dies in Spalte 13
durch ein Sternchen gekennzeichnet werden. Die Meldung einer Entdeckungsbeobachtung
sollte zügig erfolgen. Entdeckungsbeobachtungen werden als solche vom MPC anerkannt wenn
Beobachtungen aus zwei Nächten vorliegen.
Folgende Rückmeldungen können vom MPC kommen.
LeKa001 (03244 = Es handelt sich hier um den numerierten Kleinplaneten 3244. LeKa001 J99A18T = Es handelt sich hier um eine Neuentdeckung. Das MPC legte die provisorische Bezeichnung 1999 AT18 fest. LeKa001 (J99A18T = Es handelt sich um den unnumerierten Kleinplaneten 1999 AT18.
In Spalte 14 kann eine Bemerkung aus Tabelle 1 oder eine Zahl für verschiedene Beobachtungsprogramme an einem Beobachtungsort eingetragen werden.
Bemerkung Erläuterung A Ersetzt vorherige ungenaue Position B Schwarze oder dunkle Platte C Korrektur zur früheren Position D Deklination unsicher E In oder nahe der Plattenecke F Schwaches Bild des Objekts G Schlechte Nachführung I Objekt mit Stern zusammen J J2000.0 Umrechnung von früher gesendeten Positionen M Messung schwierig N Nahe Plattenecke, Messung unsicher O Nicht genau fokussiert P Position unsicher R Rektaszension unsicher S Schlechter Himmel T Zeit unsicher U Unsicheres Bild des Objekts V Sehr schwaches Bild des Objekts W Lasches Bild des Objekts a Unsichere Anzeichen für Bewegung b Schlechtes Seeing c Dicht gedrängtes Sternfeld d Diffuses Bild des Objekts f Objekt mit Plattenfehler zusammen g Keine Nachführung i Tintenfleck gemessen o Platte nur in eine Richtung gemessen p Schlechtes Bild des Objekts r schlechte Verteilung der Referenzsterne s Strichförmiges Objekt t Schweifförmiges Objekt u Unbestätigtes Objekt w Schlechte Lösung der Messgleichung
Andere Angaben erfolgen in einem separaten Textblock. Darin sollen auch Angaben über
die geographischen Koordinaten, die Höhe des Beobachtungsorts (bei der Erstmeldung
von Positionen), die Beobachter und verwendeten Referenzsternkataloge gemacht werden.
Genaueres hierzu siehe bei 11. Beobachtungsangaben.
Es sollte angestrebt werden, daß alle Beobachtungen mit einer Genauigkeit von 0.00001d angegeben werden. Das erfordert eine Bestimmung der Beobachtungszeit auf etwa einer Sekunde genau! Das erste der folgenden Beispiele zeigt die Mindestgenauigkeit in der Zeitangabe. Die Zeitangabe, wie sie im dritten Beispiel verwendet wird, sollte nur benutzt werden, wenn auch die letzte Kommastelle noch bedeutsam ist. Die Angabe der Zeit erfolgt in UTC und stellt den Mittelpunkt der Aufnahme (bei CCD oder fotografischer Beobachtung) dar.
Spalte 16 32 45 56 66 71 7880 | | | | | | | | 1991 03 03.4532 02 02 35.9 +15 44 25 9 T 897 1960 10 26.31531 23 50 05.80 -03 24 40.3 18.2 675 1992 01 01.00347106 45 08.871-16 42 57.99 -1.46V 500
Es sollte angestrebt werden, daß die Rektaszension auf 0.01s und Deklination auf 0.1" genau angegeben wird. Das erste oben aufgeführte Beispiel zeigt die Mindestgenauigkeit an (Beobachtung unter schlechten Bedingungen). Eine Angabe der Positionskoordinaten wie im dritten Beispiel sollte nur erfolgen, wenn die letzte Kommastelle auch wirklich bedeutsam ist.
Es wird erwartet, daß die Angabe für die Helligkeit auf 0.1 mag genau erfolgt. Bei ungenauer Helligkeit wird nur "I2" in den Spalten 66 - 67 eingetragen. Für Kleinplaneten ist die Voreinstellung der Helligkeitsangabe das B-System (fotografische Helligkeit), was beim zweiten Beispiel zu sehen ist. Für das erste Beobachtungsbeispiel bezieht sich das "T" in Spalte 71 auf die Gesamthelligkeit (total) eines Kometen. Die Alternative hierzu ist die Kernhelligkeit "N" (nuklear). Das dritte Beobachtungsbeispiel zeigt eine Helligkeit im V - System (visuell). Eine andere Möglichkeiten wären "R" . Bei Neuenteckungen sollte eine grobe Schätzung der Helligkeit genügen.
Das Minor Planet Center weist darauf hin, daß das Standart-Referenz-System FK5/J2000.0 verwendet werden soll. Die Umstellung von FK4/B1950.0 auf FK5/J2000.0 fand beim Minor Planet Center in den Jahren 1991/92 statt. Somit sollten sich alle Positionsangaben auf J2000.0 beziehen. Man sollte bei seinen Arbeiten den PPM, den GSC, den USNO-SA oder andere sich auf J2000.0 beziehende Sternkataloge verwenden.
Benötigt man einen neuen Stationscode wende man sich an die IAU. Außerdem erhält man mit den ersten Positionsbeobachtungen einen Stationscode. Dazu ist es erforderlich die genauen Koordinaten des Beobachtungsstandortes (ca. +/-1" genau) mit den ersten Beobachtungen einzusenden.
In einem Briefkopf sollten allgemeine Angaben, z.B. über Beobachter und verwendete Teleskope, stehen. Da die Auswertung der Beobachtungen automatisch erfolgt ist hierzu eine entsprechende Form einzuhalten. Im folgenden ein Beispiel:
COD 113 = Stationscode des Beobachters CON G. Lehmann, Str., PLZ Ort, Land CON [g.lehmann@abo.freiepresse.de] = Angaben zu einer Kontaktperson OBS G. Lehmann, T. Hunger, F. Taegl = Beobachter MEA C. Wuenning, K. Hofmann = Auswerter der Beobachtungen TEL 0.50-m f/3.0 reflector + CCD = Teleskopangaben (keine Detailangaben zur CCD!) NET GSC = Sternkatalog (Abkürzung verwenden!) ACK Batch 1997 12/01 = Angaben einer Schlüsselbezeichnung
Anhand der Angaben hinter des Schlüssel ACK erfolgt eine automatische Empfangsnachricht der
gemeldeten Beobachtungen.
Alle Zeilen sollen nicht länger als 80 Zeichen sein. Bei Namensangaben wird der
Vorname als Initialen angegeben und der Nachname ausgeschrieben. Zwischen beiden ist ein
Leerzeichen zu lassen. Bei mehreren Namen ist dazwischen ein Komma zu setzen.
Die E-mail - Adresse der Kontaktperson ist in eckigen Klammern zu setzen. Es sollte auch
nur eine Person als Kontaktperson angegeben werden.
Die Positionsmeldungen sollen nur per E-mail an das MPC gesendet werden.
E-mail: obs@cfa.harvard.edu
[1] Marsden, B.G.: (1991): Editorial Notice in MPC, 18847-18850.
[2] Jahn, J.: (1992): MPC-Format astrometrischer Positionen in KPM, 29-32.
[3] WWW - Seiten des MPC’s http://cfa-www.harvard.edu/cfa/ps/mpc.html